Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse
Die Bauchspeicheldrüse hat zwei Hauptaufgaben: Für die Verdauung bildet sie Enzyme, die im Darm die Aufspaltung von Fetten, Eiweißen und Kohlenhydraten ermöglichen (exokrine Funktion). Außerdem ist die Bauchspeicheldrüse wichtig für die Steuerung des Blutzuckers: Sie erzeugt Hormone wie Insulin und Glukagon, die ins Blut abgegeben werden und die Aufnahme des Zuckers in die Zellen regeln (endokrine Funktion). Kommt ihre Produktion zum Erliegen, ist ein Diabetes mellitus die Folge.
Prinzipiell wird zwischen gut- und bösartigen Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse unterschieden. Zusätzlich können zystische Veränderungen auftreten, die teilweise eine Vorstufe bösartiger Erkrankungen sein können. Sehr selten kommen angeborene Erkrankungen und Fehlbildungen der Bauchspeicheldrüse vor. Die häufigsten Krankheitsbilder sind:
Akute Pankreatitis
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Ist eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse, meist ausgelöst von Gallensteinen oder übermäßigem Alkoholgenuss; es treten heftigste Bauchschmerzen auf, die im Krankenhaus behandelt werden müssen.
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Ist in der Regel ohne Operation behandelbar (akute ödematöse Pankreatitis).
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In schweren Fällen mit aggressivem Verlauf (akute nekrotisierende Pankreatitis) kann ein Aufenthalt auf der Intensivstation und ein endoskopisches, radiologisch-interventionelles oder chirurgisches Vorgehen nötig sein.
Chronische Pankreatitis
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Tritt über Monate oder Jahre immer wieder auf; durch die Entzündungsschübe stirbt Gewebe der Bauchspeicheldrüse ab, die zunehmend ihre Funktionsfähigkeit verliert.
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Zu den Symptomen gehören wiederkehrende, oft gürtelförmig in den Rücken ausstrahlende Oberbauchschmerzen, die sich selbst durch stärkere Schmerzmittel kaum lindern lassen.
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Zudem können auftreten: fettige, häufig übelriechende Stuhlgänge, Gewichtsverlust und ein Mangel an Vitaminen. Auch die Blutzuckerverwertung kann zunehmend gestört sein bis hin zum Diabetes mellitus.
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Engt der durch die chronische Entzündung vergrößerte / vernarbte Bauchspeicheldrüsenkopf Gallengang oder Zwölffingerdarm ein, können Gelbsucht oder Appetitlosigkeit, wiederholtes Erbrechen und weiterer Gewichtsverlust die Folge sein.
Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom)
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Ist eine bösartige Veränderung der Bauchspeicheldrüsenzellen. Typisch sind unkontrolliertes Wachstum und die Tendenz, in andere Organe und Strukturen zu streuen.
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Verursacht in der Regel lange Zeit keine Beschwerden und wird deshalb meist spät entdeckt. Die einzige Chance auf Heilung besteht in der operativen Entfernung des Tumors, meist in Kombination mit einer Chemotherapie.
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Ist das Pankreaskarzinom nicht operabel, kann eine Chemotherapie die Erkrankung eine zeitlang aufhalten und das Leben verlängern. Drückt der Tumor auf den Gallengang oder den Zwölffingerdarm, können gezielte endoskopische oder operative Eingriffe die Beschwerden lindern.
Zysten
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Sind meist gutartige, eingekapselte Hohlräume im Gewebe; kleinere Zysten verursachen in der Regel keine Beschwerden.
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Da einige dieser Veränderungen Vorstufen von Bauchspeicheldrüsenkrebs sein können, müssen sie genau untersucht und im Zweifel entfernt werden.
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Unterarten:
Pseudozysten
Die mit Abstand am häufigsten nachgewiesenen Zysten sind keine echten Zysten, sondern entzündlichen Ursprungs nach vorangegangener Bauchspeicheldrüsen-Entzündung. Sie werden nur behandelt, wenn sie Beschwerden verursachen, und dann meist durch endoskopische Eingriffe.
Serös-zystische Neoplasien (SCN)
Treten meist bei Frauen um das 60. Lebensjahr im Körper oder Schwanz der Bauchspeicheldrüse auf, wachsen eher langsam und sind in der Regel gutartig. Nur bei einer Größenzunahme oder Beschwerden ist eine Operation sinnvoll.
Solide pseudopapilläre Neoplasien (SPN)
Treten meist bei Frauen um das 30. Lebensjahr auf und finden sich prinzipiell an jedem Abschnitt der Bauchspeicheldrüse. Sie sind in der Regel gutartig, lassen sich aber nicht immer sicher von einem Pankreaskarzinom abgrenzen und sollten daher operativ entfernt werden.
Muzinös-zystische Neoplasien (MCN)
Treten häufig bei Frauen zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr im Körper oder Schwanz der Bauchspeicheldrüse auf, bereiten keine Beschwerden, können aber sehr groß und dadurch tastbar werden. Da sie in rund 30 Prozent der Fälle bösartig entarten können, sollten sie operativ entfernt werden.
Intraduktale papillär-muzinöse Neoplasien (IPMN)
Sind die häufigsten zystischen Veränderungen an der Bauchspeicheldrüse, meist im Bauchspeicheldrüsenkopf. Sie treten etwa um das 65. Lebensjahr auf, und das häufiger bei Männern als bei Frauen. Verursachen gelegentlich Beschwerden, die sehr unterschiedlich und nicht eindeutig hinweisend sind. Unterschieden werden zwei Unterformen, welche entweder (zu 30 Prozent) vom Hauptgang der Bauchspeicheldrüse oder (zu 70 Prozent) von den Nebengängen der Bauchspeicheldrüse ausgehen. Mischformen gibt es ebenfalls.
Nach abgeschlossener Diagnostik wird das Risiko für die erkrankte Person bestimmt: Da sich Hauptgang-IPMN in bis zur Hälfte der Fälle im weiteren Verlauf bösartig verändern können, sollten sie operativ entfernt werden. Viele Seitenast-IMPNs können – abhängig von ihrer Einstufung – zunächst regelmäßig beobachtet werden. Eine Operation ist erst nötig, wenn sich die Einstufung ändert.